Grüne und rote Politiker und ihre medialen Vorfeldbesteller haben die perfekte Lösung für die selbst herbeigeführte Wohnungsnot. Die Alten sollen einfach Platz machen. Also natürlich die anderen Alten...
Was passiert, wenn trotz massiver Abwanderung Hunderttausender Hochqualifizierter (m/w/d/xy) in unserer Hochsteuer- und Maximalenergiepreis-Republik auf einmal 84,3 Millionen Menschen**** leben und damit 2,2 Millionen mehr als ähem...2015? Und wenn gleichzeitig die Bedingungen für Neubau durch energetische und sonstige Vorschriften, die selbst unseren westlichen Nachbarn größtenteils unbekannt sind, stetig verschlechtert werden? Und was, wenn sich die Konjunktur eintrübt, die Inflation explodiert und eine Insolvenzwelle bevorsteht?
Dann, meine Damen, Herren und Mitglieder aller übrigen Geschlechter, schlägt die Stunde der Problemlöser.
In der Politik moderner Art bedeutet das, dass nicht die Ursachen der Lage angepackt werden, indem man zum Beispiel Vorschriften auf einen europäischen Durchschnittswert herunterschraubt, Energiekosten durch pragmatischen Umgang mit allen zur Verfügung stehenden Energieträgern senkt oder gar die Verteilungskonflikte um Wohnraum durch Einschränkung des Zuzugs auf Erwerbstätige und Asylberechtigte leicht entschärft.
Nein, das wäre doch Unsinn. Zumindest, wenn es viel dankbarere Wege gibt, in erzieherischem Duktus Tatkraft zu simulieren. Denn wir haben ja gar nicht zu wenig Wohnraum in Deutschland, er wird nur durch die falschen Menschen auf die falsche Weise genutzt. Das zumindest ist der Tenor der neusten Idee zum Thema Wohnungsnot. Denn eigentlich sind ja die Alten an allem Schuld, also natürlich nur die anderen Alten, nicht alte Grünwähler aus dem öffentlichen Dienst, ÖRR und Presse. Die leben tadellos und überlegen sogar, Elektroautos anzuschaffen, egal mit welchem Strom die laufen. Aber diese ganzen Haxe-essenden Alten in ihren freistehenden Einfamilienhäusern oder viel zu großen Mietwohnungen...
Zuerst traten Wissenschaftler der Uni Regensburg* auf den Plan und hatten die Idee, zunächst lediglich die alten Mieter mittels Mieterhöhungen aus ihren Wohnungen zu vertreiben und die Flächen umzuverteilen. Bestimmt haben sie tolle Ideen, nach welchem Schlüssel. Dieser Testballon kam nicht so gut an, weshalb man sich auf die, in der Regel nicht grün oder rot wählende, Klientel der Eigentümer** besann. Sofort sprang Bundesbauministerin Geywitz (SPD) auf den Zug auf. Sie tadelt laut Alan Posener auf welt.de, dass "die meisten Leute möglichst groß und günstig wohnen wollten" und propagiert "was seit Jahrhunderten üblich" sei, dass die alte Generation Platz für die jüngere machen solle.
Durch etwas gesellschaftlichen Druck auf die falsch lebenden Alten und kleine Steuererleichterungen sollen nun solche Menschen ihre viel zu großen Häuser und Wohnungen verlassen und zu "fairen Mieten" -das soll wohl bedeuten unterm Mietspiegel- an Familien, die sicher vom Um- oder Vorfeld der aktuellen Regierungskoalition auserwählt werden, vermieten. Das bedeutet in der Praxis, dass man aus seinem Haus, in dem man vielleicht 40 Jahre gelebt hat und seiner Nachbarschaft wegzieht, 1.000 € Kaltmiete kassiert, die Instandhaltung für die neuen Mieter verantwortet und in eine praktische 2-Zimmerwohnung umzieht, die 800 € Kaltmiete kostet. Man spart sich also die Taschen voll und löst nebenbei auch noch die fahrlässig erzeugte Wohnungsnot. Wem da nicht sofort warm ums Herz wird, der hat einfach keins, oder zumindest nicht am linken Fleck. Außerdem gibt es allein im Osten 1,7 Millionen leerstehende Wohnungen, da könnten die doch vielleicht hin?!
Das Problem an dieser Lösung ist vielleicht folgendes: Die Alten haben sich ihr möglicherweise beneidenswertes Wohneigentum, manchmal auch nur ihre kleine Hütte am Rande der Stadt, durch eigene harte Arbeit und Verzicht aufgebaut. Viele von denen ziehen aus persönlichen Gründen irgendwann aus ihrem Eigentum weg -vielleicht in eine altersgerechte Wohnung mit besserer Infrastruktur- und verkaufen an junge Familien. Oder sie machen freiwillig Platz, um ihren Kindern oder Enkeln zu ermöglichen, dort zu leben, wo sie es taten. Sie haben aber genauso jedes Recht, einfach zu bleiben wo sie sind, wenn sie es wollen und die Alternativen zu teuer oder einfach deutlich schlechter sind. Es ist ihr Eigentum (vgl. Artikel 14 Grundgesetz).
Die Politik hat nicht den Auftrag, Neid zu schüren, um von den durch diese und die Vorgängerregierung erzeugten und verschärften Problemen abzulenken, sondern Lösungen anzubieten. Warum gibt es zum Beispiel im Osten so viele leerstehende Wohnungen? Nicht zuletzt, da man es in den 1990er Jahren sogar etwas zu gut verstanden hat, Wohnungsbau zu fördern. Wie wäre es mit einer dosierten Neuaufnahme dieser Maßnahmen bei gleichzeitigem Abstellen bekannter Probleme. Aber das ist natürlich nur eine naive Meinungsäußerung und wahrscheinlich unrealistisch...
*Spiegel-Artikel zur Idee der Regensburger Uni
***Welt.de-Artikel mit angenehmerem Tonfall
***Statistisches Bundesamt zum Bevölkerungswachstum
Bild von Manfred Antranias Zimmer auf Pixabay