Problem gelöst, Natur verschwunden

Die Bezirksregierung glaubt, eine Lösung für die Immobilienkrise in Düsseldorf gefunden zu haben. Diese besteht darin, praktisch alles, was grün ist, zu betonieren. Genial oder verrückt?

 

Man kann zumindest nicht behaupten, dass sich die Bezirksregierung -offenbar in Absprache mit der Stadtverwaltung- keine Gedanken über ein tatsächlich dringliches Thema machen würde. Wer könnte leugnen, dass es in unserer schönen Stadt viel zu wenig- insbesondere annähernd bezahlbaren- Wohnraum geben würde. Doch die Vorschläge, die darauf hinauslaufen, einfach willkürlich tausende Mehrfamilienhäuser über Grünflächen abzuwerfen, erscheinen bei genauerer Betrachtung doch zumindest etwas unausgegoren. 

 

Als jemand, der dort aufgewachsen ist, sehe ich naturgemäß die Einebnung des halben Aaper Waldes, inklusive der Verdrängung des Rochusclubs und auch des etwas weniger glamourösen Polizeisportvereins persönlich etwas kritisch. Und das hat, um dem Verdacht gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, nichts mit Besitzstandswahrung zu tun, denn weder ich noch meine Familie besitzen dort Wohneigentum. Ich bin auch kein Mitglied im Rochusclub (zu arm) und ebenso wenig Polizist. Doch wer das Gebiet kennt, dem muss klar sein, was die Ausweisung von 10 Hektar (100.000 m²) an Bauland aus diesem Teil unserer grünen Lunge machen würde. 

 

Doch nicht bloß hier und in Hamm könnten bald die Bagger anrücken, sondern insbesondere in Ludenberg. Dort soll zusätzlich zum Gelände der Bergischen Kaserne, das nun schon nicht wirklich winzig ist, auch noch eine weitere Fläche von -Achtung- 60 Hektar (vulgo 600.000 m²) fix zu Bauland erklärt werden. Also praktisch alles, was momentan Wald-, Feld- oder Wiesenfläche ist. Natürlich könnte man dort je nach Größe zehntausende Wohnungen schaffen. Doch die Grünflächen wären für immer betoniert. Ebenso ist es relativ unwahrscheinlich, dass ausgerechnet hier - wie auch im Aaper Wald- Wohnraum für die Masse entstehen würde, dazu ist der Grund und Boden zu teuer und die öffentliche Hand zu erpicht auf maximale Verkaufspreise. Hinzu kommt, dass zehntausende- in diesem Fall finanziell besser gestellte- Neubürger ja auch irgendwie zu ihren Arbeitsplätzen kommen müssen. Doch wer schon einmal zur Rush-Hour die Bergische Landstraße herauf- oder heruntergefahren ist, ahnt vielleicht, dass es dann zukünftig bestimmt nicht schneller gehen wird.

 

Doch womöglich wird das alles ja auch durch Bezirksregierung und Stadtverwaltung gelöst und es entsteht im Zuge eines wahren Master-Plans einfach eine U-Bahnverbindung bis hoch nach Hubbelrath?! Mit einer Haltestelle im Aaper-Wald, denn der würde ja ohnehin praktisch platt gemacht. Dann nur noch ein paar Kilometer Tunnel unterm Gallberg hindurch und schwupp, wären fast alle Wohnungs- und Verkehrsprobleme gelöst. Oder sehe ich das irgendwie zu sarkastisch? 

 

Hier der link zur Diskussion über den Plan der Bezirksregierung auf report-d.de

 

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